IN FLAMME – IN vERSUCHUNG_Welkner_7502kl
Mutter IN FLAMME und gekörter Sohn IN VERSUCHUNG 1a der Züchtersammlung

Die Zucht von Reitpferden basierte in den Umzüchtungsprozessen von einem schweren Arbeitstyp zu einem edlern, leichtfüssigen Pferd auf den Einsatz von Edelblut. In den Blütetagen des Hauptgestüts Trakehnen wurden arabische und englische Elemente angepaart und verpaart – dieses mit prägendem Erfolg. Hauptgestüte wie Graditz und Altefeld waren für die Lieferung von Beschälern des englischen Vollbluts gegründet und aufgebaut worden. Das Hauptgestüt Marbach verweist auf eine große Tradition ihrer arabischen Herde mit deutlichem Einfluss auf die Warmblutzucht. Aber der Status quo zeigt einen reduzierten Bluteinsatz mit teilweise blutarme Pedigrees, die zugebenermaßen eine einfachere Vermarktungsmöglichkeit bieten – im Gegensatz zu den Halbblütern.

Mit diesem 1. Bundesvergleich zum Einsatz von Edelblut sollte gezeigt werden, wie wichtig eine beständige und bedachte Zufuhr dieser wichtigen Elemente in der Zucht von Reitpferden ist. Der Stein des Anstoßes kam von Hans Peeck, der sein ganzes Züchterherz in die Zufuhr von Edelblut legte. Ausgefeilt in der Ausschreibung wurde dieser Vergleichswettbewerb durch Dr. Peter Richterich und Georg Pleister, beides gute Züchterfreunde, die die Trakehner Stutfamilie der Schwindlerin zusammenbrachte. Die Schau wurde in drei Klassen gerichtet: englisch-geprägte (in zwei Altersabteilungen) und arabisch-geprägte Stuten, Klasse der Hengste und Züchtersammlungen. Gerichtet wurde die Schau von den Zuchtleitern Wilken Treu (Westfälisches Pferdestammbuch), Fabio Ladwig (Rheinisches Pferdestammbuch), Lars Gehrmann (Trakehner Verband) und dem versierten Pferdekenner Ekkehard Rönnefahrt. Eingebunden war diese Schau in die 6. Landesschau Trakehner Zuchtstuten im Zuchtbezirk Westfalen, der sich auch verantwortlich für diese Veranstaltung zeigte.

 

Klasse der englisch-geprägten Stuten:

Hier waren Stuten mit einer englischen Vollblut und Anglo-Arabischen Genetik vertreten. Aufgrund der hohen Nennungszahlen wurde diese Klasse in jüngere Stuten (2006 und jünger) und ältere Stuten (2005 und älter) gerichtet.

Bei den jüngeren Stuten siegte die Stute NEW DAWN v. E.H. Monteverdi – Acatenango xx. Sie gefiel durch ihre bedeutende Linienführung, guten Habitus und dynamische Bewegungen. Diese Attribute zeigte auch ihr Sohn von Ivanhoe, welcher ebenfalls die Klasse der Hengstfohlen anlässlich des Fohlenchampionats gewinnen konnte. Die zwölfjährige Stute überzeugte bereits auf der Trakehner Landesschau im Rheinland 20xx, wo sie die Klasse der Halbblutstuten gewinnen konnte. In Westfalen präsentierte sie sich als Seriensiegerin: Klassensiegerin und Gesamtsiegerin der Landesschau, Abteilungs- und Klassensiegerin des Bundesvergleichs. Eine Halbblutstute wie man sie besser nicht malen kann, aus dem Erfolgsstamm der Davil’s Old Woodcock Mare (E19).

Auf dem 1b-Rang stand auch keine unbekannte Stute, SAPHIRA v. E.H. Hofrat – Perdendicular xx war Klassensiegerin der Halbblutklasse – englisch geprägt – auf der Landestutenschau in Baden-Württemberg und wurde tags zuvor beste Halbblutstute der Stuteneintragung. Eine Stute mit solider Größe und korrektem Fundament.

Typvoll, formschön und mit guter Mechanik zeigte sich GRÄFIN ISKA v. dem dänischen Vollblüter FLY SOCIETY xx u.d. Pr.St. Gräfin Isa v. Titelheld, die die Familie A15A Galina ShA in der Trakehner Zucht vertritt. Ihre Großmutter ist die ehemalige Jahressiegerstute GRÄFIN IRINA v. Herzzauber. Noch sehr jugendlich wirkend präsentierte sie viele Vorzüge einer blutgeprägten Zuchtstute.

Weitere Stuten dieser Klassen waren die zweijährige DIEMELMÄRCHEN v. Lucarelli xx u.d. St.Pr.u.Pr.St. Dekade vom Klosterhof v. E.H. Hohenstein, die über ihre Familie A3A3 Donaufürstin auf den Stutenstamm der MURANA O.A. (A3) zurückzuführen ist. In der Typausprägung etwas herb erscheinend, konnte sie in puncto Mechanik und Bewegungsqualität die Vorzüge ihre Mutter ausspielen. Hier zeigt sich die Vererbungsqualität der Landessiegerfamilie 2002 in Soltau, der Bundesreservesiegerfamilie aller Warmblutrassen in Warendorf 2001 und zahlreiche weitere Schauerfolge. WILDE HILDE v. Checkpoint u.d. Wonderful Sunshine xx v. Neehad xx nahm erfolgreich am Trakehner Rennen teil und kann Erfolge in Springenprüfungen verbuchen, eine Stute aus der englischen Linie E5 – The Massey Mare, welche in der Trakehner Zucht nur wenig vertreten ist, aber eine wichtige Grundlage der Springpferdezucht in Frankreich darstellt.

 

In der Klasse der älteren Stuten siegte die E.St. IN FLAMME v. Likoto u.d. St.Pr.,Pr.u.E.St. Insterfee VII v. Kennedy aus einem der bedeutendsten Trakehner Stutenstämme – Familie der Italia (O15A). Eine sehr kraftvolle, mechanikstarke, energische Trabbegwegung und ein solider und stabiler Körper zeichnen diese auch bereits vererbungssichere Stute aus. Aus dieser Familie stammen zahlreiche gekörte Hengste darunter der Siegerhengst und Grand Prix erfolgreiche IN FLAGRANTI v. Buddenbrock und hochdekorierte Stuten wie IN FARBE v. Buddenbrock, INSCHI’S SONGLINE v. Songline welche auf den Landesstutenschauen im Zuchtbezirk Niedersachsen-Nord-West die Rangierungen dominierten. Auch sportlich kann dieser Stamm vieles bieten. Mit IN VERSUCHUNG von Schwarzgold nahm auch ein Sohn von IN FLAMME an der Veranstaltung teil, vor kurzem erst unter dem Sattel geprüft wurde er Exterieursieger der HLP in Polen. Der typstarke, in allen Proportionen vorbildliche Hengst stellte mit seiner Mutter die Züchtersammlung bei den englischen Pferden und erhielt den 1a-Preis in dieser Sammlung. Auf den ersten Fohlenjahrgang in 2019 ist die Züchterschaft sehr gespannt.

Die St.Pr.u.Pr.St. SASKARI v. Askar AA u.d. San Souci v. Pardon Go überzeugte die Richtergruppe ebenfalls durch ihre dynamische Trabbewegung und ihren sehr guten Schritt. Diese aus der Familie der Schwindlerin stammende Stute ist eine sehr sportive Verereberin. Ihr Sohn SIRTAKI v. E.H. Hirtentanz kann auf zahlreiche Erfolge in Gelände- und Springprüfungen verweisen und nahm erfolgreich an den Bundeschampionaten teil. SASKARI selber war beste Halbblutstute der Eintragung und Mitglied der Landesssiegerfamilie in Westfalen 2007. In der Halbblutklasse der Landesschau 2018 wurde sie ebenfalls 1b rangiert.

Eine im Distanzsport erfolgreiche Stute wurde wegen ihre sehr guten Hinterhandaktivität und guten Bewegungsabläufen auf 1c gesetzt. Eine höhre Rangierung war bei dieser starken Konkurrenz heute nicht möglich. Die Pr.St. FELDMARKE v. Pesus xx – Ephor vertritt die Familie der FELDMAUS (O21A), eine ostdeutsche Familie, welche leider nach der Wende züchterisch wenig genutzt wurde, angesichst dieser Qualität würde man sich aber eine weitere Entwicklung dieser Familie wünschen.

Auch die weiteren Stuten dieses Rings bieten viel Qualität für die Zucht. Darunter die St.Pr.u.Pr.St. ANTIGONE v. E.H. Buddenbrock – Beldale Flutter xx, die selber im Sport höchst erfolgreich gestartet ist und sich trotz ihren Alters in einem sehr guten Zustand der Richtergruppe präsentierte. Züchterisch vertritt sie die Famiie der E21, welche in der Trakehner Zucht noch keinen eigenständigen Zweig etabliern konnte. Mit TOWANDA v. Askar AA u.d. Tara xx v. Step Together xx wurde eine qualitätsvolle Stute mit einem reinen Edelblutpedigree vorgestellt. Eine sehr solide Stute mit gutem, stabilen Rücken und guter Halsung. In der Bewegung kraftvoll und gut abfussend zeigte sie mit ihrem Hengstfohlen von Undercover ihre Vererbungsqualität auch bereits auf dem Fohlenchampionat in Rheinland-Pfalz/Saar, wo sich dieser sportlich aufgemachte Hengstanwärter auch schon erfolgreich präsentierte. SHERI v. Ekwador (Ekvador) – Rowesnik xx ist eine russisch gezogene Halbblutstute aus der Vollblutfamilie E13 The Royal Mare, welche züchterisch insbesondere in Russland, der Ukraine und in den USA bearbeitet wird. Mit WAIKIKI kommen erneut vermehrt die Angol-Arabischen Elemente in den Mittelpunkt. Bouquet AA – Dorpas AA haben in der Trakehner Population in den Sportfeldern Springen und Vielseitigkeit viel bewirkt und verankert, sind jedoch aktuell leider züchterisch mehr in den Hintergund geraten. Die beiden letzt genannten Stuten haben ebenfalls ihre Sporterfolge in der Distanz erzielt.

Bilder zu den englisch-geprägten Pferden

 

Klasse der arabisch-geprägten Stuten:

Stuten mit arabischen Vollblut, Shagya-Araber und anglo-arabischem Vollblut waren hier genannt und in einem sehr weiten Altersspektrum vertreten.

An der Tete sahen die Richter die zweijährige SILBERDISTEL v. Il Divo xx u.d. Shafali ox v. Dschehim ox. Eine korrekte Stute mit viel Charme und Weiblichkeit, die den sowohl englischen als auch arabischen Einfluss nicht leugnen kann. Noch jugendlich überzeugte sie die Richter und Lars Gehrmann kommentierte: „Diese Zweijährige vereint die Vorzüge von väterlicher wie von mütterlicher Seite in nahezu idealer Weise.“ Ihre ältere Vollschwester SHALALI war ebenfalls auf der Schau vertreten und wurde wie ihre Mutter SHAFALI ox v. Dschehim ox – Nami ox auf 1d rangiert. SHALALI zeigte sich in einem größeren Rahmen in Verbindung mit einem guten Bewegungsablauf und schöner modellierten Halsung. In der Züchtersammlung wurde SHAFALI mit ihren Töchtern SHALALI und SILBERDISTEL mit einem 1a Preis ausgezeichnet. Bereits auf der Landesschau des Trakehner Zuchtbezirks Baden-Württemberg stellte sich diese Familie dem Richterurteil und wurde Reservesiegerfamilie und SHAFALI wurde Siegerstute – arabisch geprägt – der Klasse Voll- und Halbblutstuten. Dem Haupt- und Landgestüt Marbach und somit Landoberstallmeisterin Dr. Astrid von Velsen-Zerweck ist es zu verdanken, diese interessante eigentlich anglo-arabischen Stute in der Trakehner Zucht einzubringen und dieses basierend auf den Stutenstamm der MURANA O.A. (A3), mit einer überragenden Bedeutung in der Zucht arabischer Pferde sowohl in der Trakehner Zucht als auch in anderen deutschen Warmblutzuchten. Erwähnt sei hier, dass auch der Hengst DSCHEHIM ox aus der großen Dynastie der MURANA entspringt.

Auf den 1b-Rang in dieser Klasse wurde die Stute KAISERIN II v. Donaukaiser u.d. Halika ox v. Iln Hallma ox gestellt. Eine Rappstute mit exquisiter Linienführung, dynamischer, guter Trabmechanik und soliden Schritt. Deutlich von ihrer arabischen Mutter im Habitus und Größe geprägt, lässt sie sich über ihren Vater Donaukaiser (Fam. d. A3A3 Donaufürstin) ebenfalls auf die Stute MURANA O.A. zurückführen, mütterlicherseits ist es die im Gestüt Babolna gepflegte Linie der SEMRIE O.A. (A32). KASIERIN II hat in der Trakehner Zucht bereits Fohlen geliefert, welche für die Elite-Auktion des Klosterhof Medingen zugelassen waren.

Die Verb.Pr. SANTA ARABICA v. Dschehim ox u.d St.Pr.,Pr.u.E.St. Santa Fee v. Freudenfest rangierten die Richter auf 1c. Eine Stute mit bedeutendem Rahmen und Größe, ausreichender Tiefe und sehr guter Vorderbeinmechanik, welche in einem deutlichen Reitpferdetyp steht und insbesondere in der Kruppen- und Schweifformation ihren arabischen Vater nicht leugnen kann, tragend ist sie von dem oben bereits erwähnten IN VERSUCHUNG. Anlässlich der Trakehner Landesschau wurde sie mit ihren Schwestern den St.Pr.u.Pr.St. SANTA KARISSIMA v. E.H. Kasimir und St.Pr.u.Pr.St. SANTA VICTORIA v. Herbstkönig sowie ihrer Mutter der St.Pr.,Pr.u.E.St. SANTA FEE Reservesiegerfamilie. Ihre Stutenprüfung hat sie mit sehr exquisiten Noten im Freispringen und in der Galoppade als eine der besten Halbblutstuten aller Warmblutzuchten abgelegt und wurde auf der Bundesschau des Zuchtverbands für Deutsche Pferde als beste dreijährige Stute rangiert. Diese Stute entspringt der leistungsstarken Familie der Schwindlerin (O170A).

Zu den weiteren teilnehmenden Stuten gehören die Shagya-Araberin KIMARA v. Occident u.d. Kastalia v. Pamyro mit einer gut entwickelten Tochter von Kentucky, welche mit einer erhabenen Ausstrahlung und guter Hinterhand-Aktivität schon bei der Eintragung dieses Jahr die Kommission überzeugen konnte. Sie geht auf die O.A. TIFLE – Gestüt Babolna (A26) zurück. Aus der Hauptgestütslinie der Polarfahrt (T1C) entstammt die Stute POLARLIED II v. Paris (ShA) – Schwarzwälder zurück, die in sich sehr alte Linien vereint, welche in der Trakehner Zucht in der Regel nur in den hintern Generationen zu finden sind.

Bilder zu den arabisch-geprägten Pferden

 

Fazit und Perspektive:

Eine Veranstaltung, welche es geschafft hat den aktuellen Stand der Zufuhr von Edelblut bundesweit zu präsentieren und die Qualität dieser Zuchtprodukte zu dokumentieren. Den Ausstellern, die teileweise sehr lange Anreisewege auf sich genommen haben, sei ein großes Lob auszusprechen. Eine Wiederholung dieser Veranstaltung in den nächsten 4 bis 5 Jahren wäre sicherlich sinnvoll und richtig, dann aber nicht eingebunden in einer anderen großen Veranstaltung – auch wenn sie sich sicherlich gut ergänzt haben!